Die französische Chansonette Jacqueline Boyer und der damals schon schön swingende Paul Kuhn singen Anfang der 1960er-Jahre eine Melodie des Komponisten Paul Abraham: „Meine Mama kam aus Yokohama“. - Hinweis: Das aufregende Leben Abrahams, das durchaus auch tragikomische Züge aufweist, wird in der ersten Buchbiographie über ihn ausführlich beschrieben: „Klaus Waller: Paul Abraham. Der tragische König der Operette.“ Überarbeitete Neuauflage 2017, zusätzlich mit einem Text von Henning Hagedorn: „Zwischen Skizzenheften und Zentralpartituren“. ISBN 978-3-7431-4328-9. In allen stationären und Internet-Buchhandlungen bestellbar. Info:
Zum musikhistorischen Kontext: Die Originalpartituren (die ohnehin eine ganz spezielle Form hatten) der Paul-Abraham-Operetten galten nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten als verschollen. Seit sie vor ein paar Jahren wieder aufgefunden und von den Musikwissenschaftlern Henning Hagedorn und Matthias Grimminger in spielbare Versionen im Stil der Entstehungszeit gesetzt wurden, gibt es wieder einen neuen Siegeszug der Abraham-Operetten.
Aber auch in der Nachkriegszeit waren Paul-Abraham-Melodien ungeheuer populär. Sie gehörten bis zur Verdrängung durch Rock und Pop untrennbar zur bundesdeutschen Unterhaltungskultur und wurden im Rundfunk und später im Fernsehen häufig gespielt. Auch gab es unzählige Plattenaufnahmen auf Vinyl. Die Popularität der Lieder wird auch dadurch sichtbar, dass sie unter anderem von vielen Schlagerstars der damaligen Zeit – wie etwa von Conny Froboess, Rex Gildo oder Caterina Valente - gesungen wurden.
Die damaligen Orchesterleiter und Arrangeure behalfen sich über das Fehlen der Originalpartituren hinweg, indem sie die Melodien im Stil der aktuellen Zeit neu arrangierten. Im Vergleich zu den Originalaufnahmen unter Abrahams Leitung meist etwas sehr gefällig, sehr melodisch, zu wenig frech und jazzig – aber in die heile Welt des Wirtschaftswunders passten die Interpretationen wie die damals populären Heimatfilme und die Nierentische. Und die reinen Melodien wirken ohnehin in (fast) jedem Arrangement...