Pagliacci Libretto
Deutsch Übersetzung
Der Bajazzo
PROLOGWährend der Musik steckt der Taddeo der Gesellschaft den Kopf aus dem Hauptvorhang und harangiert, im bunten Harlekinkleid und spitzer Mütze, das Publikum.TONIO
Schau't her ... Ich bin's.
Doch nah' ich ganz ernsthaft
Und grüsse Euch, werte Herren und Frauen
Heut' als - Prologus!
Ihr seht die heitern Masken
Mit Staunen wohl im ernsten Spiele!
Und da will es der Brauch,
Dass ich des Dichters Ziele
Euch nenne und kurz erkläre.
Denn nicht wie sonst gilt heut' der Satz:
"Die Tränen der Bühne sind falsch, sind Lug,
Falsch alle Seufzer auch, und die Schmerzen Betrug
Nehmt d'rum die Bühne nie ernst ...!"
Nein, nein!
Heut' schöpfet der Dichter kühn
Aus dem wirklichen Leben
Schaurige Wahrheit!
Ach, nicht die Märchen allein
Sind der Zweck der Kunst,
Auch was er wirklich sieht,
Schild're der Dichter:
Dann erringt er der Menschen Gunst!
Jüngst taucht in des Autors Seele
Jäh die Erinn'rung auf an ein Erlebnis,
Das tief ihn dereinst erschüttert';
Noch heute rinnt die Träne,
Obgleich er's nur erzählt im Lied!
Hört denn! Lasst Euch im Stücke rühren
Der Liebenden Schicksal,
Das Eu'rem oft gleicht ...
Den Hass sehet wüten
Den Neid sehet nagen;
Bis das Mass der Schuld erreicht ist -
Und die Hölle fordert
Mit heiser'm Lachen ihren Lohn ...
O glaubt mir: Wie Euch
Schlägt voll Lust und Leid
Auch in des Gauklers Brust ein Herz;
G'nau wie Euch quillt lindernd ihm die Träne,
Wenn ihn bedrückt ein Schmerz ...
Wir Alle auf Erde.
Wandeln im gleichen Licht,
Bis am Ziele dem Reichen wie dem Ärmsten
Einst das Auge bricht ...
Wie mein Dichter die Welt sah,
Hab' ich verraten! Seht nun sein Werk ...
In die Szene rufendMacht fort; das Spiel kann beginnen!
Tritt zurück
ERSTER AUFZUGDie Szene stellt eine Wegkreuzung hart an einem Dorfe dar. Es ist ein Festplatz gedacht mit Buden usw. Die rechte Seite der Bühne wird vom Jahrmarktstheater eingenommen. Eine niedere Mauer trennt die Buden von den Dorfhütten, und hinter dieser Mauer ist ein Pfad, der zum Walde ansteigt.ERSTE SZENE
Beim Aufgang des Vorhangs misstönende Trompetentöne, Lärm der Trommel, Schreien und Lachen von herzueilenden Landleuten und tobenden Gassenjungen. Tonio, als Tölpel der Gesellschaft, sieht verdrossen der herannahenden Menge entgegen und kauert sich dann vor der Spielbude auf den Boden. Ein heisser August-Nachmittag.Chor der Landleute; Männer, Frauen, Gassenbuben; dann Nedda, Canio, Tonio, BeppoChorDIE BUBEN
schreiendHeh!
FRAUEN
Sie sind's, dort nahen sie, die Gaukler
MÄDCHEN
Macht Platz, die Gaukler nah'n ...
BURSCHE
Sie nah'n, macht Platz ...
MÄNNER
Macht Platz, sie nah'n ...
FRAUEN
Sie Alle, gross und klein,
Sind im Gefolge,
An deren Witz und Spiel
Wir stets uns freu'n.
MÄNNER
Bajazzo kommt ...
Doch blickt er düster
Und im Vorüberzieh'n
Trübselig grüsst er.
FRAUEN
Dann wieder schlägt
Er die Trommel verzweifelt.
BUBEN
hinter die Szene rufendPeitschet den Esel,
Erhabener Meister!
ALLE
Macht Platz - sie nah'n.
BURSCHE UND BUBEN
Werft hoch die Hüte in die Luft ...
CANIO
noch unsichtbarSchert Euch zum Teufel doch!
BEPPO
hinter der SzeneSchweigt, ihr Gesindel!
Es kommt nun der von Beppo geführte Wagen; auf demselben Nedda, hinter ihr als Bajazzo CanioMÄNNER
Seht dort den Wagen!
Wie die Verwirrung wächst..
Ist denn das Volk behext?
Er wendet - er naht -
Gott Dank - nun ist er da ...
ALLE
Hoch leb' Bajazzo und die Bande
Hoch Canio, hoch, berühmt im Lande
Es lebe hoch Herr Canio, der Herr der Gaukler,
Die uns mit tollem Spiel die Stunden kürzen;
Die Künstler leben hoch, die mit Humor
Das Einerlei des Lebens würzen.
Sie Alle begrüssen wir voll Dankbarkeit,
Die uns so oft mit ihrer Kunst erfreut;
Habt Dank allzeit für Eure Mühen ...
Gewiss, Ihr sollt d'raus Vorteil ziehen ...
Vivat! Vivat!
Bajazzo hoch, mit seiner Laune, seinem Schwank!
Die Künstler hoch!
Zollt ihrem Spiel das froh'ste Lachen,
Dann werden sie's noch besser machen ...
Bajazzo hoch! ...
Wir preisen die Gaukler,
Wir loben ihr Spiel.
CANIO
Dank Euch ... Ihr wisst..
DIE MENGE
Bravo, bravo!
Wann fängt denn endlich
Das grosse Spektakelstück an?
CANIO
So seid doch still!
DIE MENGE
Wie gräulich, uh, hör' auf,
Hör' auf, Du machst uns taub!
CANIO
sich komisch verbeugendSo hört denn - mit Verlaub!
DIE MENGE
lachendSeid ruhig, lasst ihn reden jetzt!
Schweigt still, hört endlich zu!
CANIO
mit EmphaseEin herrliches Schauspiel bereiten wir heut'
Abend um neun,
Und laden submissest die Herrschaften
Alle ein!
Gar viel gibt's zu seh'n
Zuerst der Eifersucht Wut bei Bajazzo,
Dann wie er sich rächt und legt
Der Treulosen listige Schlingen..
Dann seht Ihr den Taddo feig zittern und beben,
Und wie im Intrigengeweb' er sich fängt ...!
D'rum kommt, Vielverehrte, zu uns
Heut' Abend in's Schauspiel. Das Stück ist ganz herrlich:
Punkt neun Uhr Eröffnung!
DIE MENGE
Wir kommen zum Spiel;
Doch Du sei dann besserer Laune ...
Auf Wiedersehn, Canio.
CANIO
Seid nochmals geladen ...
ALLE
Um neun Uhr heut' Abend!
Canio steigt vom Wagen; Tonio nähert sich zudringlich Nedda, um ihr beim Absteigen behilflich tu sein. Darauf gibt ihm Canio eine tüchtige Ohrfeige und hebt dann selbst Nedda vom Wagen zur Erde.CANIO
Scher' Dich fort..
FRAUEN UND MÄDCHEN
zu TonioNimm Dich in Acht,
Willst Du galant sein ...
DIE BUBEN
spottendGanz ergebenst.
Tonio droht den Buben; Beppo schafft den Wagen hinter die BühneTONIO
für sichDas sollst Du büssen,
Wart', Du Schuft, Du..
EIN BAUER
zu CanioDu, komm mit; zu einem Glas
Guten Chianti lad' ich Dich in die Taverne ...
Sprich - Du willst?
CANIO
Mit Vergnügen ...
Beppo erscheint wieder, von hinten kommendBEPPO
Nehm't auch mich mit Euch ...
Gross ist mein Durst!
CANIO
hinter die Szene rufendHör', Tonio, Du! Gehst Du mit uns?
TONIO
von innenIch sorg' erst für den Esel.
Geht nur, ich folg' Euch schon.
EINIGE BAUERN
scherzendGlaub's nicht, Freund Canio!
Allein bleibt er mit Nedda,
Um Dir Dein Weib zu stehlen ...
CANIO
lächelnd, aber mit GrimmHa, ha! Ihr scherzt wohl?
AriosoScherzet immer - doch eines schont,
Was in der Brust des Mannes
Oft tief verborgen, unsichtbar,
Doch leicht verwundbar wohnt:
Um die Treu' seines Weibes
Ist's der Zweifel, sind's die Sorgen.
D'rum merkt auf: reizt nie mein Misstrau'n!
Zwar - dort oben
auf die Bühne weisendBin ich Bajazzo nur! ...
Ihr lacht ja und Ihr lobet,
Find't der sein Weib in Freundes Arm
Und nun verzweifelt tobet,
Dann als Tölpel kläglich nachgiebt
Und zuletzt noch wird geprügelt..
Ei wie schön, wie Ihr Beifall
Klatscht ungezügelt ...
Anders jedoch wär's im Leben!
Fänd' ich Nedda je treulos, wär's ihr Ende:
In ihr Herzblut taucht' mit Wollust ich die Hände ...
D'rum scherzet nur - doch achtet, dass
Das Spiel nie werde Wahrheit!
NEDDA
für sichWie er mich ängstigt ...
DIE MÄNNER
zu CanioWas hast Du?
Was nur bringt Dich so in Wallung?
CANIO
Mich? Nein, 's ist nichts ...
Verzeihet mir!
Mein Weib bet' ich ja an ...
Küsst Nedda auf die StirneSzene und GlockenchorSchalmeien hinter der Bühne; Zusammenlauf der Menge. Man begrüsst einander, tritt zu Paaren zusammen und ordnet sich zum KirchgangDIE MENGE
Die Musikanten! Die Musikanten!
Sie zieh'n zur Kirche nach altem Brauch,
Wo sie begleiten die frommen Gesänge
Schon strömt zur Vesper die harrende Menge.
GlockenchorCHOR
Ah! So hört doch die Glocke,
Sie ruft zum Haus des Herrn.
CANIO
Doch dann, seid gut eingedenk;
Dem Schauspiel bleibt heut' nicht fern!
ALLE
Nun komm't zum Haus des Herrn!
MÄNNER-CHOR
die Glocken nachahmendBim, baum; bim, baum, etc.
FRAUEN-STIMMEN
Bim, baum, ruft der Glocke Ton
Die Mädchen und Bursche zieh'n herbei
Zu Paaren, in des Lebens Mai;
Bim, baum, wenn die Vesper schallt,
Sinket auch die Sonne bald,
Die Lieb' ersehnt die Nacht,
Doch ach, das Aug' der Mütter wacht ...
Bim, baum, lösch' aus, gold'nes Licht,
Die Liebe, ach sie braucht Dich nicht,
Sie leuchtet selber sich und glüh't,
Wo jemals sie in's Herze zieht.
Bim, baum etc.
MÄDCHEN
Die Mütter behüten uns,
Ihr Auge sieht scharf;
Sink' nieder, Strahl voll Licht,
Die Liebe braucht Dich nicht.
JUNGE MÄNNER
In stiller Nacht,
Wenn mein Mädchen wacht,
Schleich' ich hin zu ihr - facht, facht ...
Bim, baum etc.
Immer weiter verschwinden die Paare im HintergrundBim, baum. Ah ...
Chöre abZWEITE SZENE
Nedda allein, dann TonioNEDDA
nachdenklichWie flammte auf sein Auge ...!
Ich senkt' die Blicke zur Erde, voller Angst,
Dass er säh' mein böses Gewissen ...
Gott - wenn er mich durchschaute!
Jähzornig wie er ist,
Geschäh' wohl ein Unglück ...
Ah, der Gedanke macht mein Herz erbeben
. . . . . . . .
Noch lacht die Sonne auf meinen Pfaden;
In vollen Zügen atm' ich
Des Lebens holdes Sehnen
Und verzehre mich in Liebesgluten ...
Oh! Die lustigen Vög'lein!
Wie schön sie singen! Wer lehrt's euch?
Wohin flieg't ihr? Sagt an?
Die Mutter konnte die Sprache der Vögel versteh'n.
Und sie weissagt' die Zukunft.
Als ich ein Kind noch
Hört' ich sie singen:
VogelliedHui! Hui!
Wie die Vöglein schweben,
Hoch im Aetherblau
O sie sind schlau:
Sie wissen von Freiheit und Glück
Und lassen im Nebel die Erde zurück!
Und wenn Frau Sonne
Früh neu ersteht,
Dann grüssen Morgenlieder
Ihr Licht aufjubelnd wieder ...
Und rollen die Donner
Und zucken die Blitze rot,
Bergen in Wipfeln sie weise
Ihre Köpfchen - es hat nicht Not:
Ist der Sturm verflogen,
Prangt am Firmament
Der bunte Friedensbogen -
Dann zwitschern sie wieder
Die süssesten Lieder,
Dann trägt ihr Gefieder
Sie hinweg! Wohin?
Zur Erde nieder? Zum Himmel an?
Weit bis zum Lande,
Das sie im Traume suchen,
Wo alle Sehnsucht find't Frieden und Ruh' ...
Boten! Fragt doch im Fluge,
Ob er mein denket,
Das Herz mir schenket ...
Dann sagt auch ihm, ich sei ihm gut ...!
Tonio ist während des Liedes leise eingetretenSzene und DuettNEDDA
barsch, unangenehm berührtWas gibt's? Du sagtest doch,
Du gingst zum Weine!
TONIO
Mich fesselte Dein Singen!
Du hast bezaubert mich,
Mein ganzes Wesen ...
NEDDA
spöttisch lachendSieh' da, Du spielst wohl den Poeten?
TONIO
Willst Du mein spotten?
NEDDA
Fort, geh' nur zum Wirtshaus ...
TONIO
sentimentalIch weiss wohl, ich bin Dir
Im Grunde verächtlich,
Bin nichts als der Tölpel,
Der nichts hat und nichts fühlt ...
Und doch hab' ein Herz ich,
Das warm schlägt wie Allen -
Das schmerzet im Leid ...
Drum sei nimmer grausam,
Mein Los muss Dich rühren;
Doch höhnest Du mich, ist
Verzweiflung mein Schicksal!
Du hast mich bezaubert,
Dich kann ich nie lassen,
Die Liebe verzehrt mich,
Sie wird mich noch töten.
O schenk' mir der Hoffnung
Gnädigen Strahl ...
NEDDA
jäh unterbrechendMich liebst Du?
Bewahr' Deine Schwüre doch -
Sag' sie abends her ...
TONIO
Nedda!
NEDDA
Ja, abends auf der Bühne,
Da gehören sie hin ...
Dort spiel' den Verliebten!
TONIO
Bei Gott, Du höhnst mich
Du weisst, wie ich leide,
Der Schmerz überwältigt mich!
NEDDA
Heut' Abend ...
Da sei der verliebte Tölpel,
Da passt es ja ... ha, ha, ha!
TONIO
gereiztDu! - lache nicht - nicht lachen!
NEDDA
ungerührtDie Zeit reift die Strafe, Freund!
TONIO
Du hast mich bezaubert,
Nun trag' ich die Qual ...
Nedda! Flehend. Nedda!
NEDDA
Du Tölpel! Du wirst's noch bereu'n!
TONIO
Nein. Hör' zu, was ich Dir künde jetzt:
Du musst, Nedda, mein eigen sein;
Du bist der Himmel mein,
Auf den ich hoffe!
Schütz' vor Verzweiflung mich,
Ich such' nur ewig Dich ...
NEDDA
schroff, beleidigendHalt! Sag' doch, süsser Tölpel,
Du willst wohl tüchtige Prügel?
Halte Dein Mundwerk im Zügel -
Sonst kühlen Hiebe Deine Glut!
TONIO
Das droh'st Du?
So vernimm denn:
Bei dem Kreuz des Erlösers,
Nedda, den Schimpf sollst Du mir büssen.
NEDDA
Du prahlst noch? Gut -
So ruf' ich gleich nach Canio!
TONIO
auf Nedda zugehendNicht eh'r bis Du mich küssest ...
NEDDA
zurückweichendHüt' Dich! ...
TONIO
O komm', sei ganz die Meine..
Er will auf Nedda zustürzen; sie erwehrt sich seiner, hebt Beppo Peitsche von der Erde und schlägt ihn damit ins GesichtNEDDA
O Du Elender ...
TONIO
der zurücktaumeltBei der Jungfrau!
Nun ist voll das Mass.
Dirne! ...Dich kenn' ich ...
stürzt drohend abDiese Schmach bereust Du!
NEDDA
unbeweglich ihm nachblickendDrohe nur - Geh'!
Nun hast Du Dich entlarvt! Wie ich Dich hasse ...
In des Heuchlers Maske verbargst Du tierische Lust.
Vorbei nun ...! Ungetüm ...!
DRITTE SZENE
Silvio, Nedda, später TonioSILVIO
auf der Mauer erscheinendNedda!
NEDDA.
Silvio - zu dieser Stunde?
Silvio springt herabWie gefährlich!
SILVIO
lächelndAh bah! Sei ruhig, denn nichts
Verwegenes wag' ich!
Canio sitzet bei'm Wein,
Mit Beppo sah ich ihn
In der Taverne brav trinken ...
Dann erst schlich ich auf dem Feldweg
Ganz leise zu Dir her ...
NEDDA
Um ein Haar hätt' Tonio
Dein Kommen doch gesehen ...
SILVIO
lachendDer Dummkopf!
NEDDA
Der Dummkopf ist gefährlich!
Er liebt mich! G'rade jetzt gestand er's
Und wie ein Tier in blinder Wut
Droht' mit Gewalt er
Mich zu umarmen, zu küssen!
SILVIO
Hilf Gott! ...
NEDDA
Da mit der Peitsche
Hab' ich ihn gezüchtigt
Nun brütet er Rache?
SILVIO
sich Nedda ruhig und liebevoll näherndNedda! jetzt hör' an:
Willst Du ewig so leben?
Nedda - folge mir ...
Heute fällt mein Geschick ...
Nedda - trenn' Dich von jenen!
Dein Antlitz wend' nicht ab,
Erhör' Deines Freundes Sehnen ...
Nedda - Nedda ...!
Zögst Du mit ihnen nochmals von hinnen,
Was soll ich Aermster auf Erden beginnen?
Wenn der Liebe Licht erlischt?
NEDDA
Silvio!
SILVIO
Nedda, o gib mir Antwort jetzt:
Kannst Du denn achten Deinen rohen Gatten
Wenn nicht - musst Du Dich trennen.
Fliehe zu Silvio! Sieh' mich entbrennen,
Dich zu beschirmen treu und fromm ...
Zög're nicht, Nedda, komm!
Diese Nacht lass' gemeinsam uns flieh'n!
NEDDA
Schone mein! Willst Du des Lebens Ruh' mir störe
Schweig', Geliebter ...
Und doch darf ich schwören:
Dich nur liebe ich heiss.
Dir vertraut' ich mich an ...
Sieh' meines Herzens Not,
Ach wende Dich nie von mir,
Denn, Silvio, es wär' mein Tod!
Bestürme nicht mein wehrlos Herz
Erbarm' Dich mein!
Wie ich Dich lieb', weisst Du allein!
Für Dich gäb' ich mein Leben hin;
Doch heischt mein Los: - immer weiter zieh'n.
Die Meinen rufen mich, mich rufen ernste Pflichten.
Ich darf mit Dir nicht flieh'n, - müsst' ich
Beide uns ewig auch zu Grunde richten!
SILVIO
Doch, Nedda! Komm ... flieh ...
NEDDA
Verzeihe mir! All' mein Glück
Bleibt bei Dir zurück ...
SILVIO
Nedda, verlass' mich nicht.
NEDDA
Schweig', Geliebter! O fach' nicht an
Neu die Gluten!
Siehe, geliebtester Mann,
Mein Herz verbluten ... -
Doch - fliehen darf ich nicht.
Mich halten Ehr' und Pflicht ...
Erbarm' Dich mein -
Bestürme nicht mein wehrlos Herz!
SILVIO
Wie lebt' ich ohne Dich,
Ich kann Dich niemals lassen
Entflieh', o komm' mit mir ...
Tonio erscheint im HintergrundSILVIO
Tot ist Deine Liebe ...
NEDDA
Gott! ...
SILVIO
Du liebst mich nimmer ...
TONIO
Ah - die Buhlen gefangen!
Schleicht sich leise wieder hinwegNEDDA
Ich liebe Dich ewig ...
SILVIO.
Und willst nicht mit mir fliehen?
Warum denn hieltst Du mich sehnend umfangen,
Schenkst Du nicht Mitleid meinem Verlangen?
Warum so glühend die Lippen mir küssen,
Wenn wir für immer doch scheiden müssen?
Wenn du bereust die seligen Stunden,
Da sich zum Herzen das Herz gefunden -
Ich kenn' nicht Reu', kein feiges Zagen,
Für Dich will das Leben selig ich wagen!
NEDDA
überwältigt, hingerissenNein, keine Reu', kein Zagen, kein Bangen,
Hängt doch an Dir, Freund, mein höchstes Verlang.
Dir vereint, sinkt die Welt
In ein Meer von Liebe,
Bin zum Licht neu erwacht,
Weih' Dir die höchsten Triebe ...
Sieh' mich, Geliebter, fügsam Deinem Willen,
Du nur kannst mein Sehnen, die heissen Wünsche stillen ...
BEIDE
Wir sind vereint!
Ewig nur Dein!
Sieh' mir selig in's Auge,
Dein Bild ist d'rin.
Küss' fort die Thränen,
Nimm Geliebter, / Geliebte, ganz mich hin.
Canio und Tonio erscheinen am EingangTONIO
Schleich' leise, Canio,
Willst Du sie überraschen ...
Er hält Canio immer zurückSILVIO
Auf nächste Nacht denn ...
Er geht, durch den Körper Nedda's gedeckt, so dass er nicht erkannt werden kann, zur Mauer. Dieser nähern sich von der andern Seite Canio und Tonio, ohne das Liebespaar zu sehen.SILVIO
halb auf der MauerDort unten erwart' mich ...
Gleich bin ich drüben ...
Du weisst, wo Du mich findest ...
NEDDA
zu Silvio, der leise verschwandDiese Nacht denn ... und für ewig die Deine ...
Canio stösst einen Wutschrei ausNEDDA
hört den Schrei, wendet sich, erblickt Canio und ruft rasch gegen die Mauer:Fliehe!
Canio will über die Mauer dem Flüchtling nacheilen. Nedda wirft sich ihm entgegen. Nach kurzem Ringen steigt Canio über die Mauer
NEDDA
ängstlich aufhorchendBeschirm' ihn - grosser Gott ...
CANIO
hinter der Mauer, rufendBube - steh' Rede ...
TONIO
lacht zynischNEDDA
Bravo, Du edler Tonio ...
TONIO
Ich tat, was ich konnte ...
NEDDA.
Und ich durchschau' Dich, Schurke!
TONIO
sie unterbrechendNun, ich hoff', dass ich mehr noch
Dir kann schaden!
NEDDA
Wie ich tief Dich verachte!
TONIO
O wie Musik klingt's,
Wenn Du mir fluchst ...
CANIO
kommt zurückBei der Hölle Rache: Nichts!
Der Schuft kennt die Wege mehr als ich ...
Mag's d'rum sein.
gedämpftNenn' mir des Buhlen Namen;
Dann magst Du geh'n ...
NEDDA
sich rasch umwendendIch?
CANIO
höchst heftigDu! beim ew'gen Gotte ...
Wenn ich nicht im Momente
Auf frischer Tat Dich erwürgt' -
Nicht des Dolches Klinge befleckte
Mit der Schändlichen Herzblut ... -
So war's nicht Schonung ...
Denn seinen Namen musst' ich erst wissen ...
Nenn' ihn!!
NEDDA
Magst Du mir drohen:
Mein Mund bleibt fest verschlossen ...
CANIO
wütendDen Namen - den Namen!
Mache schnell, sag' den Namen ...
NEDDA
Nein, nicht bis zum jüngsten Tag!
Beppo tritt einCANIO.
Nun, bei der Hölle ...
Er stürzt mit gezücktem Dolch auf Nedda; Beppo entreisst ihm die Waffe und schleudert sie weit wegBEPPO
O Meister! Was tut Ihr?
Um der Liebe Christi -!
Die Vesper ist beendet,
Seht, das Volk strömt schon
Zu unser'm Schauspiel ...
Kommt schleunig rasch,
Beruhigt Euch ...
CANIO
abwehrendLass mich nur, Beppo ...
... Den Namen - Den Namen!
BEPPO
zu TonioTonio - hilf Canio halten!
CANIO
... den Namen ...!
Tonio fasst Canio unter den Arm und führt ihn gewaltsam zur Linken.
BEPPO
Jetzt Fassung - schon naht das Publikum ...
Später erfahrt Ihr ...
sich zu Nedda wendend
Und Ihr ... macht rasch!
Schnell kleidet Euch ...
Zieht Euch für jetzt zurück ...
Sie zum Theater drängendHerr Canio ist wohl heftig,
Wie Ihr wisst, doch gut ...
CANIO
den Kopf zwischen die Hände pressendVerworf'ne ... O Schande ...!
TONI
leise zu CanioBeruhigt Euch für jetzt. Hört:
Ich bilde fest mir ein, der Bursche kehrt zurück.
Gebt Euch in meine Hut! Nicht aus den Augen
Lass' ich Eu'r Weib, vertraut mir! ...
Wer weiss: kommt er in's Schauspiel,
So verrät er sich! Haltet Euch tapfer.
Denn seht: nur wenn wir ruhig sind,
Wird er gefangen ...
Tonio geht nach hintenBEPPO.
Was ist das, Herr? Noch nicht im Kostüm?
O eilet ...
... Und Du
zu TonioSchlag' auf die Trommel - Vorwärts ...!
Tonio und Beppo ab hinter die BühneBajazzo's LiedCANIO
alleinJetzt spielen? Wo mich Wahnsinn umkrallet?
Wo kaum ich weiss zu stammeln, noch klar zu sehn!
Und doch: es muss sein -
Das Schicksal will's.
Bah - bist Du denn ein Mensch?
bitter lachendBist nur Bajazzo!
Hüll' Dich in Tand und schminke Dein Antlitz:
Man hat bezahlt ja - will lachen für's Geld.
Du bist Hanswurst nur; raubst Du Colombine,
Schreit man: Bajazzo, der kennet die Welt.
Die vielen Tränen, die im Spiel wir verhüllen,
Geknicktes Hoffen, - ein todwundes Herz:
Ah - lach' doch, Bajazzo, schneid' tolle Grimassen,
Kennst kein Gefühl, bist ein Spielzeug zum Scherz!
Langsam und weinend schleicht Canio zu seiner kleinen Bühne. Der Vorhang fällt sehr langsam
ZWEITER AUFZUGDieselbe Szenerie wie vorher. AbendERSTE SZENE
Beppo kommt mit Tonio aus dem Theater. Von allen Seiten strömt das Volk herbei, um der "grossen Vorstellung" beizuwohnenCHÖRE
Hoheh - hoheh!
Vorwärts - eil't Euch,
Doch seh't Euch vor ...
Drängt nur nicht so,
's ist Platz für Alle!
EINIGE FRAUEN
Herrlich, das Schauspiel seh'n,
Bleibt nicht so ferne.
Wenn Colombine weint,
Das sieht man gerne ...
ANDRE
Ruhig, immer weise,
Schlimm ist's Gedränge,
Nur sein geduldig sein -
Platz giebt's in Menge.
TONIO
schreiendHerbei, herbei - zum Spiele!
EINIGE MÄNNER
Nur frisch gedrängt
Auf unsern Platz ...
ANDRE
Wer Glück im Suchen hat,
Find't seinen Schatz!
ANDRE
Wann endlich fängt der Zauber an?
TONIO
Gleich wird begonnen!
FRAUEN
Ihr hör't - gleich fängt das Schauspiel an.
ANDRE
Schweigt still, damit man lauschen kann!
TONIO
Schnell noch herbei,
Gleich schellt's zum Anfang!
MÄNNER
Nein, sehet doch die Jugend,
Wie sie drängt und Spässe macht ...
ANDRE
Bei Gott, 's ist zu viel! Nur sacht,
Es lacht am besten, wer am letzten lacht ...
TONIO
Nehmt ein die Plätze!
FRAUEN
Längst sind wir fertig!
Wollt Ihr uns foppen?
Seit einer Ewigkeit
Lasst Ihr uns harren,
Euer Spectaculum hält uns zu Narren ...
ANDRE
Beeilt Euch doch!
Was nur noch
Zögert Ihr
Frisch zu beginnen?
EINIGE
Wenn Ihr noch lange macht,
Geh'n wir von hinnen.
TONIO
aus dem Theater kommendHerbei, herbei, zum Spiele!
FRAUEN
Hier fehlen Sitze noch. -
ANDRE
Geb't Euch zufrieden doch ...
EINIGE
Und heiss ist's! Ah ... Luft!..
ANDRE
Ja heiss wahrlich, Ah ... Luft!..
Es entsteht hinten Zank um die PlätzeMÄNNER
Seh't nun gar raufen sie.
ANDRE
Halt! Streit gemieden!
FRAUEN
Wir nahmen hier zuerst den Platz -
ANDRE
Nein, hart dabei sind Eure Sitze!
ANDRE
Wir sitzen schon zu eng.
ANDRE
Hilf, Beppo - schaff' uns Lust!
Matt macht uns die Hitze ...
MÄNNER
Schweig't endlich still
Und haltet Ruh ...
Nedda, als Colombine gekleidet, erscheintSILVIO
leise zu NeddaNedda!
NEDDA
Sei wachsam! Er brütet Rache.
SILVIO
Schon gut! - Doch harr' ich Dein ...
Sei pünktlich da!
ALLE
von neuem ungeduldigFang't endlich an! Worauf noch warten?
BEPPO
Beim Teufel ... Seht Ihr nicht?
Erst müsst Ihr zahlen,
Nedda kassiert noch ...
MÄNNER
ihr Geld bringendNun wohl, da nimm
Und mach' mit dem Geschäft
Nun bald ein Ende.
ALLE
Schnell jetzt - zum Anfang!
Wer nur begreift,
Dass sie nicht spielen wollen?
Vielleicht lernt man noch
Heimlich an den Rollen!
Fahr' hin, Geduld,
Mach't Lärm mit Händ' und Füssen,
Und prellt man uns,
Soll es die Bande büssen ...
Um ist die Zeit,
Poltert und schreit,
Macht endlich Ernst,
Lasst seh'n den Anfang ...
Langes, starkes Klingeln im Innern des BühnentheatersDIE MENGE
mit Genugtuung - schnell beruhigtAh! 's hebt sich der Vorhang!
Seid still, ganz still ...
O seht, jetzt fängt man an ...
Die Komödie der ColombineDer Vorhang der kleinen Bohne öffnet sich. Ein ärmliches Gemach mit zwei Seitentüren und einem Fenster im Hintergrund. Ein alter Tisch und zwei Strohstühle sind das ganze Mobiliar. Colombine (Nedda) sitzt vor dem Tisch, mit Zeichen der Ungeduld. Sie steht endlich auf, sieht spähend durch das Fenster und macht unruhige Schritte hin und her.COLOMBINE (NEDDA)
Bajazzo, mein Gemahl,
Weilt fern meiner Schwelle ...
Kehr't heim erst zur Nacht;
Und dieser träge Schlingel, der Taddeo ...
Wo nur bleibt er?
Was er wohl macht ...
Man hört eine Guitarre hinter der Szene präludierenHARLEKIN (BEPPO)
Von hintenStändchenO Colombine, hör' den treuen Harlekin
Lass' sein Lied zärtlich zu Dir zieh'n ...
Lass' Dich die Klage seines Herzens rühren,
Zeig' Dein holdes Antlitz,
Reich' den Mund zum Kuss,
O zög're nicht!
Dass ich an liebesbittern Qualen
Nicht sterben muss ...
Schenk', Liebste, mir Gehör,
O Colombine!
Oeffne Dein Fensterlein,
Ich bin Dir nah',
Lass mich herein ...
Der arme Harlekin,
Er schmilzt vor Liebe hin ...!
Lass mich herein,
Ich bin da!
COLOMBINE
Das wohlbekannte sich're Zeichen
Zu geben, zögr' ich noch.
Dann - Harlekin ... gut aufgepasst!
TADDEO
Tonio tritt mit einem Marktkorb durch die Tür, die er weit öffnet, einSie selber! Götter - wie schön!
DIE ZUSCHAUER
vor der Bühne lachen lautHa, ha, ha, ha, ha ...
TADDEO
fortfahrendDen Aufruhr möcht' ich Dir schildern,
Den die Lieb' in meinem Herzen angerichtet
Ach, dürft' ich sprechen,
So wie ich wollte,
Doch bin ich zaghaft,
Ob ich es wagen sollte ...
Wohlan - versucht sei's ...
Ah ...
COLOMBINE
Bist Du's - Dummkopf?
TADDEO
Meint Ihr mich? - Ja.
COLOMBINE
Ist mein Mann wirklich fort?
TADDEO
Ich sah ihn geh'n ...
COLOMBINE
Was stehst Du so und gaffest?
Sag' - kauftest Du das Huhn denn?
TADDEO
Seh't nur her, himmlisches Wesen.
Er präsentiert niederknieend den KorbVorerst doch - -
Sieh' mich hier liegen
Zu Deinen Füssen.
Diese Stunde ist heilig!
O Colombine,
Ich enthüll' Dir mein Herz!
Sprich! Werd' ich erhört?
Als ich ...
COLOMBINE
unterbrechendSagst Du nun endlich,
Was Du zahltest?
TADDEO
Einundeinhalb nur ...
Colombine reisst ihm den Korb aus der Hand, stellt ihn auf der Tisch und gibt am Fenster ein ZeichenDoch ... ich sprach ja von Liebe,
Vom Herzen, wie es leidet ...
COLOMBINE
Hört der Unsinn jetzt auf?
TADDEO
Du bist die Tugend selbst,
Du bist die Keusche, die Reine,
Bist, ach - die Eine!
Weiss wie Schnee ... der frisch gefallen.
Harlekin, durch's Fenster eingestiegen, stellt eine Flasche Wein auf die Erde und schleicht sich dann hinter TaddeoMög'st Du so bleiben ...
Ein Beispiel Allen,
An das Verleumdung sich nicht wagt.
HARLEKIN
Wag' Du Dich selbst nicht ...
TADDEO
Götter - ihn liebt sie?
Seh't, wie ich mich bescheide,
Ich segn' Euch Beide,
So! Ich räum' das Feld Euch.
AbDuettinoCOLOMBINE
Harlekin!
HARLEKIN
Colombine!
Heut' krönt der Himmel
Der Liebe heisses Fleh'n ...
COLOMBINE
unterbrechend... doch vorher - Vespern!
Nimmt aus der Tischlade zwei Bestecke und legt sie aufCOLOMBINE
Acht' wohl, Du süsser Mann,
Wie gut ich Dir das Mahl bereitet.
HARLEKIN
Und Du denk', dass des Weines Geist
Den Wert des Mahl's bestreitet.
BEIDE
Die Liebe mag nicht fasten,
Sie schätzt, was gut und teuer.
HARLEKIN
Ein Leckermäulchen bist Du.
COLOMBINE
Du liebst des Weines Feuer.
HARLEKIN
ein kleines Fläschchen aus der Brusttasche ziehendGib, Geliebte, von diesem Trank
Deinem Mann ein wenig;
Wenn er schlummert, fliehen wir.
Erwacht er ...
COLOMBINE
... Ich versteh' Dich!
TADDEO
herbeistürzend, sich aufgeregt zitternd stellendHe, Hollah! Bajazzo naht!
Ganz ausser Fassung, er sucht nach Waffen,
Weiss schon Alles..
Schnell will ich mich verbergen ...
Geht ab und schliesst die Tür hinter sichCOLOMBINE
zu HarlekinEil' Dich ...
HARLEKIN
schwingt sich aufs Fensterbrett, steigt hinüber und ruft von aussenGiess' den Saft alsbald in sein Getränk!
COLOMBINE
Auf die Nacht denn ...
... Und für ewig ... bin ich die Deine ...
BAJAZZO
Canio, eintretend, für sichBei allen Heil'gen - genau dieselben Worte!
Nur Mut jetzt!
zu Colombine, lautEin Mann war hier bei Dir!
COLOMBINE
Ihr träumt wohl? Seid berauscht gar?
BAJAZZO
krampfhaft an sich haltendBerauscht? Ich? -
Ja!
sie fixierendSeit jener Stunde ...
COLOMBINE
Ihr kamt schnell wieder ...
BAJAZZO
Zur Zeit grad!...
Was quält Dich? Du sorgst Dich?
mit verbissener WutSüsse Gefährtin ...
misstrauisch umherblickendDennoch nicht alleine?
Denn für zwei ist gedeckt!
COLOMBINE
Taddeo war der Zweite ...
Er hat sich dort aus Furcht verschlossen.
Hör' an, - sprich jetzt ...
TADDEO
von innen, scheinbar vor Erregung zitterndO glaubet ihr - Sie lüget nicht,
Sie ist engelsrein ...
Der Mund, er wär' verflucht,
Der anders spricht ...
Die ZUSCHAUER
lachendha ha ha ha ...
BAJAZZO
entrüstet ins PublikumBei der Hölle ...
schnell gefasst zu Colombine... Lass' geh'n nur.
Nun ist's genug,
Ich spiel' mit Höllenqualen,
den Namen sag' ...!
NEDDA
lachendVon wem?
CANIO
Jenen Namen muss ich wissen
Des Schurken, der Dich meinem Arm entrissen
O falsche Teufelin -
NEDDA
neckischBajazzo, Bajazzo!
CANIO
Nein, bin Bajazzo nicht bloss!
Wohl ist mein Antlitz bleich,
Doch blick' ich schmerzenreich:
Die Scham ist's, sie ringt nach Rache.
Als Mensch jetzt fordr' ich meine Rechte!
Erlag auch mein Glück diesem Schlag -
So kann Blut doch die Ehre sühnen,
Kann löschen die tiefe Schmach.
Nein, Bajazzo nicht mehr! -
Ein armer Tor war ich, der im Elend
Die Waise fand an der Strasse ...
Der voll Schonung die Herkunft
Mit feinem Namen deckte,
Der heiss Dich liebte
Mit rührender Güte ...
DIE ZUSCHAUER
Wie spielt er? Mir wird schauerlich!
Wie wahr die düst're Szene.
ANDRE
Zum Henker auch - seid doch still,
Seid still! - Ist das noch Spiel?
SILVIO
Ich halt' mich kaum gefasst noch ...
CANIO
Ich wünscht' ach, dass im Fieber
Ich irrig gesehen!
Wenn nicht die Lieb', so dacht' ich doch,
Sollt' Mitleid und Schonung Dich
Mit mir verbinden.
So fest war mein Glaube
An Dein schuldloses Herz!
Vorbei - Vorbei!
Jetzt hat das Laster Dich umgarnt,
Dein Leichtsinn spielt schrecklich
Mit den heiligsten Gefühlen.
Geh'! zu schlecht meinem Schmerz
Bist Du. Du wardst zur Dirne! - - -
Mein Fluch folgt Dir, wo Du auch bist,
Für Deine Tat.
Die Zuschauer applaudieren ganz aufgeregtNEDDA
kalt, Ruhe heuchelndNun wohl! Wenn Du sagst,
Dass ich Deiner unwert -
So weise mir die Tür!
CANIO
bitter auslachendJa, so -
Damit Du g'radeswegs von hier
Zu Deinem Buhlen könntest laufen!
Wie listig! - Nein. - Bei Gott:
Du bleibst, Verworfne.
Den Namen Deines Buhlen will ich wissen!
NEDDA
heftigNein!
Schnell wieder in die Rolle übergehend, gezwungen lächelndGavotteNein, so schlimm ist alles nicht,
Man muss das Beste hoffen.
Als just Du kamst, wen denkst Du wohl,
Wen fast Du getroffen?
Zeug', Taddo, wen ich verleugnet!
(Er ist als Galan zu nüchtern!)
's war ja: Unser Harlekin ...
So unschuldsvoll wie schüchtern ...
Lacht plötzlich wie eine TolleCANIO
Ah - Willst Du spotten?
Wir sind noch nicht zu Ende,
Mich willst Du reizen?
wütendDen Namen oder Dein Leben!
Entscheide! - -
NEDDA
ausbrechendAh! - - Nein, bei der Jungfrau,
Du darfst treulos mich schelten,
Magst mich hassen - -
Doch nie werd' ich Verräterin!
EINIGE ZUSCHAUER
Was wird er machen?
Ernst wird die Sache. Schweiget still.
SILVIO
Ich halt' mich länger nicht!
O die herbe Komödie ...!
Beppo erscheint, wird aber von Tonio zurückgehaltenBEPPO
Zeit wär's zu gehen, Tonio!
TONIO
Beppo immer festhaltendDummkopf! Schweige!
BEPPO
Ich erbebe ...
ZUSCHAUER (MÄNNER.)
Ernst kann dies Schauspiel enden ...
ANDRE
Still, still ...
NEDDA
Je mehr Du schmäh'st,
Je fester wird meine Liebe.
Nun ist's genug:
Nein, und gält' es mein Leben.
Nein!
CANIO
Den Namen!
ausser sichDen Namen!
Er stürzt zum Tisch und ergreift ein DolchmesserSILVIO
Bei allen Heil'gen, er macht Ernst!
ALLE
in grösster Verwirrung aufspringend und aufschreiendAh!
Nedda versucht vor Canio ins Publikum zu fliehen. Aber er holt sie ein, erfasst sie und stösst ihr das Dolchmesser tief in den RückenCANIO
Nimm das - für Dich!
NEDDA
tödlich getroffen, schreit aufAch ...
ALLE
mit Beppo, den Tonio immer noch zurückhältWas tust Du! Halt' ein!
DIE FRAUEN
Halt' ein ...
Zu Hilfe!
CANIO
zu NeddaIn Deiner letzten Stunde, Weib, gesteh'!
NEDDA
Zu Hilfe - Silvio!
Bricht röchelnd zusammenSILVIO
Nedda ...
Bei dem Namen "Silvio" wendet sich Canio blitzschnell um und sticht Silvio in das Herz, dass dieser lautlos niederstürztCANIO
Ha! - Du bist's? -
Gut so ...!
DIE MÄNNER.
Nehmt fest ihn ...
DIE FRAUEN
Heil'ger Gott ...
Canio, nun wie versteinert ruhig, lässt die Mordwaffe zur Erde gleiten und steht wehrlos und gebrochen da. Mit scheuem Mitleid blickt man ihn an.TONIO
zur MengeGeht ruhig heim - Das Spiel ist aus ...!