Cavalleria Rusticana Libretto
Deutsch Übersetzung
Sizilianische Bauernehre
Personen:SANTUZZA, eine junge Bäuerin (Sopran)
TURIDDU, ein junger Bauer (Tenor)
LUCIA, Mutter von Turiddu (Alt)
ALFIO, ein Fuhrmann (Bariton)
LOLA, Frau von Alfio (Mezzosopran)
LANDLEUTE (Männer, Frauen, Kinder),
CHOR (hinter der Szene)
EINZIGER AUFZUGVorspiel und SizilianaTURIDDU
hinter dem VorhangO Lola, rosengleich blühn deine Wangen,
rot wie Kirschen leuchten deine Lippen;
wer dir vom Mund Küsse darf nippen,
trägt nach dem Paradiese kein Verlangen.
Wohl steht vor deiner Tür ein warnendes Mal,
dennoch, ach, lieb' ich dich zu meiner Qual;
und ohne Zaudern eilt' ich zur Hölle,
fänd' ich im Paradies nicht dein holdes Antlitz.
Ah! ah, ah, ah!
ERSTER AUFTRITT
Landleute (Männner, Frauen, Kinder)Ein Platz in einem sizilianischen Dorf. Im Hintergrund, rechts, eine alte Kirche mit praktikablem Tor; links das Wirtshaus und das Haus der alten Lucia. Es ist OstermorgenGlocken in der Kirche. Anfangs ist die Bühne leer. Morgendämmerung. Landleute, Männer, Frauen, Kinder schreiten über die Bühne. Die Kirche wird geöffnet und die Menge geht hinein. Die Bühne bleibt leer.Nr. 1 - EingangschorFRAUEN
hinter der SzeneAh!
MÄNNER
hinter der SzeneAh!
FRAUEN
hinter der SzeneDuftig erglänzen
Orangen in Grün gehüllt,
Lerchen durchjubeln
den blühenden Hain.
O, süsse Lenzeslust,
Liebe und fröhliche Lieder,
sie knospen neu uns,
neu uns in trunkner Brust!
Die Frauen treten aufMÄNNER
hinter der SzeneIm goldnen Feld, inmitten reifer Ähren,
ertönet eurer Spindeln lautes Schwirren;
wenn müde dann nach Ruhe wir begehren,
wird unser Fuss nicht weiter sich verirren,
als eurer feurigen Augen Glanz uns leuchtet!
Wie der Vogel dem Lockruf, folgen auch wir euch!
Die Männer treten aufEINIGE FRAUEN
Lasset für heute die Arbeit!
Die heilige Madonna
grüsst wieder ihn
den teuren Sohn.
ALLE FRAUEN
O, süsse Lenzeslust.
Liebe und fröhliche Lieder,
sie knospen neu uns,
neu uns in trunkner Brust!
MÄNNER
sich entfernendIm goldnen Feld, inmitten reifer Ähren,
ertönet eurer Spindeln lautes Schwirren;
wenn müde dann nach Ruhe wir begehren,
wird unser Fuss nicht weiter sich verirren,
als eurer feurigen Augen Glanz uns leuchtet!
Wie der Vogel dem Lockruf, folgen auch wir euch!
von weitemAh! Ah!
FRAUEN
sich entfernendDuftig erglänzen
Orangen in Grün gehüllt,
Lerchen durchjubeln
den blühenden Hain.
Duftig erglänzen
Orangen in Grün gehüllt! Ah!
O, süsse Lenzeslust,
Liebe und fröhliche Lieder,
sie knospen neu uns,
neu uns in trunkner Brust!
von weitemAh! Ah!
ZWEITER AUFTRITT
Santuzza, LuciaNr. 2 - SzeneSANTUZZA
tritt auf und geht zum Hause der LuciaSaget, Mutter Lucia ...
LUCIA
heraustretendBist du's, was willst du?
SANTUZZA
Wo ist Turiddu?
LUCIA
Zu mir kommst du,
um meinen Sohn zu suchen?
SANTUZZA
Ich möchte fragen nur,
wollt freundlich mir verzeihen,
wo ich ihn finde.
LUCIA
Ich weiss es nicht, ich weiss es nicht,
lass mich in Frieden!
SANTUZZA
Mutter Lucia,
ich bitte Euch in Tränen,
tut, wie unser Herr mit Magdalenen,
o sagt mir mitleidsvoll,
wo ist Turiddu?
LUCIA
Er ging um Wein nach Francofonte.
SANTUZZA
Nein, man sah ihn
im Dorf noch gestern abend ...
LUCIA
Was sagst du?
Doch kam er nicht nach Hause!
wendet sich zum Eingang des HausesTritt ein!
SANTUZZA
verzweifeltIch darf entweihen nicht
die Schwelle,
ich darf's nicht wagen,
verdammt bin ich ja von allen,
meiner Ehre beraubt!
LUCIA
Was weisst du noch
von meinem Sohn?
SANTUZZA
Welche Qual im Herzen!
DRITTER AUFTRITT
Die Vorigen, Alfio, Männer, dann Frauen, später Chor (in der Kirche)Hinter der Bühne Peitschenknall und Schellenklang. Die Männer treten auf, dann AlfioNr. 3 - Lied des AlfioALFIO
Rossestampfen, Peitschenknall
und der muntre Glockenschall,
das ist mein Leben, hallo!
Weht der Wind auch kalt und rauh,
droht der Himmel noch so grau,
ich bleibe doch stets froh!
Rossestampfen, Peitschenknall
und der muntre Glockenschall,
das ist mein Leben!
Hallo! Hallo!
MÄNNER
Morgen so wie heute
fröhlich fort ins Weite
der wackre Fuhrmann zieht.
ALFIO
Das ist mein Leben!
MÄNNER
Er ist bald hier, bald dort!
ALFIO
Zu Hause harrt mein Weibchen,
mein zärtlich süsses Täubchen,
treu mir bis in den Tod!
FRAUEN
von weitemAh!
ALFIO
Zu Hause harrt mein Weibchen,
mein zärtlich süsses Täubchen,
treu mir bis in den Tod!
FRAUEN
sich näherndAh!
ALFIO
Rossestampfen, Peitschenknall
und der muntre Glockenschall,
's ist Ostern, und ich bin da!
Die Frauen treten aufFRAUEN, MÄNNER
Morgen so wie heute
fröhlich fort ins Weite;
er ist bald hier, bald dort,
zu Ostern ist er da!
ALFIO
Hallo, das ist mein Leben!
Hallo! Morgen so wie heute
fröhlich fort ins Weite,
ziehe stets von Ort zu Ort
und bin bald hier, bald dort!
Zu Ostern bin ich da, bin da!
Der Chor geht ab; einige in die Kirche, andere nach verschiedenen RichtungenNr. 4 - Szene und GebetLUCIA
Seid gegrüsst, Vetter Alfio,
wie seid Ihr glücklich, stets froh gelaunt!
ALFIO:
lustigMutter Lucia,
Ihr habt wohl noch von Eurem alten Wein?
LUCIA
Weiss nicht;
mein Sohn ging fort, um neuen zu holen.
ALFIO
Turiddu ist da!
Ich sah ihn diesen Morgen
ganz nah an meinem Hause.
LUCIA:
erstauntWie?
SANTUZZA
rasch zu LuciaO schweiget!
ALFFO
Ich muss noch weiter;
Ihr geht wohl in die Kirche?
geht abOrgelklang in der KircheCHOR
in der KircheRegina coeli laetare
LANDLEUTE
in der KircheHalleluja!
CHOR
in der KircheQuia, quem meruisti portare
LANDLEUTE
in der KircheHalleluja!
CHOR
in der KircheResurrexit sicut dixit.
LANDLEUTE
in der KircheHalleluja!
Frauen und Männer treten auf und knien vor der Kirche andächtig niederFRAUEN, MÄNNER
auf dem PlatzLasst uns preisen den Herrn, der erstanden,
der uns heut' seinem Grabe entstieg;
lasst uns preisen den Herrn, der in Banden
sich erkämpfte den glorreichsten Sieg!
Orgelklang in der KircheSANTUZZA
Lasst uns preisen den Herrn, der erstanden,
lasst uns preisen den Herrn, der in Banden
sich erkämpfte den glorreichsten Sieg,
sich erkämpfte den Sieg!
FRAUEN, MÄNNER
auf dem PlatzSich erkämpfte den Sieg!
CHOR
in der KircheHalleluja!
LUCIA, SANTUZZA, FRAUEN, MÄNNER
auf dem PlatzLasst uns preisen den Herrn, der erstanden,
lasst uns preisen den Herrn, der in Banden
sich erkämpfte den glorreichsten Sieg!
EINIGE MÄNNER
auf dem PlatzDer uns heut' seinem Grabe entstieg,
sich erkämpfte den glorreichsten Sieg!
CHOR
in der KircheHalleluja, Halleluja!
SANTUZZA:
Lasst uns preisen unsern Herrn!
CHOR
in der KircheHalleluja!
SANTUZZA, LUCIA, FRAUEN, MÄNNER
auf dem PlatzLasst uns preisen den Herrn, unsern Herrn!
CHOR
in der KircheHalleluja!
SANTUZZA, LUCIA, FRAUEN, MÄNNER
auf dem Platz, zur Kirche gewendetUnsern Herrn, den Herrn!
CHOR
in der KircheHalleluja!
Alle gehen in die Kirche, ausser Santuzza und LuciaVIERTER AUFTRITT
Lucia, SantuzzaLUCIA
Weshalb gabst du mir
ein Zeichen, zu schweigen?
Nr. 5 - Romanze und SzeneSANTUZZA
traurig, mit natürlichem GefühlAls Euer Sohn einst fort zog,
Heimat und Euch musst' meiden,
hat Lola er geschworen
ewige Treu beim Scheiden.
Er kam zurück, fand sie vermählet.
Zu lindern seine Schmerzen
sucht' an meinem Herzen
Trost er für seine Qualen.
Mich liebt' er, ich liebt' ihn, ah, ich liebt' ihn!
Von Neid erfasst, erwachte das alte Feuer,
vergessend ihres Gatten,
von Eifersucht getrieben,
der Leidenschaft blind hingegeben,
stahl sie den Mann mir und seine Liebe.
Was gilt mir noch das Leben,
ohne Lieb', ohne Ehre.
Lola ist nun die Seine,
und ich vergeh' und weine,
ach, mein Herz, es bricht, und ich, ich weine!
LUCIA
Gott, sei mir gnädig,
was hab' ich vernommen
an diesem heil'gen Tage?
SANTUZZA
verzweifeltIch Unglücksel'ge! Ich Unglücksel'ge!
Nun geht, o Mutter,
und betet fromm zum Himmel,
betet brünstig für mich.
Es kommt Turiddu;
ich möchte einmal ihn noch beschwören,
nur einmal flehn um seine Liebe!
LUCIA
Steh du gütig ihr bei,
Mutter der Gnaden!
geht in die KircheFÜNFTER AUFTRITT
Santuzza, TuridduNr. 6 - DuettTURIDDU
tritt aufDu hier, Santuzza?
SANTUZZA
Ich harrte deiner.
TURIDDU
's ist Ostern,
du gehst nicht zur Kirche?
SANTUZZA
Nein, nein!
Du musst mich hören!
TURIDDU
Ich suche die Mutter!
SANTUZZA
Ich muss mit dir sprechen.
TURIDDU
Nein, nein, nicht hier!
SANTUZZA
fast gesprochenO sag, wo warst du?
TURIDDU
nach einer Pause; fast gesprochenWas kümmert's dich?
PauseIn Francofonte.
SANTUZZA
heftigDas ist nicht wahr!
TURIDDU
Santuzza, glaube mir.
SANTUZZA
Nein, lüge nicht,
man sah dich heimlich
schleichen ums Dorf ...
Und heut' am frühen Morgen
warst du, Falscher,
schon an Lolas Tür.
TURIDDU
Wie, du verfolgst mich?
SANTUZZA
Nein! ... Ich kann's beschwören.
Soeben hat's erzählt Vetter Alfio,
ihr Mann, der hier vorbeikam.
TURIDDU
So also lohnest du mir meine Liebe?
Willst du mich töten?
SANTUZZA
Ach, sprich nicht dieses Wort!
TURIDDU
Nun denn, so lass mich, lasse mich!
Du wirst mich nicht betören
und nicht beschwicht'gen meinen Zorn!
SANTUZZA
Gesteh, du liebst sie?
TURIDDU
Nein!
SANTUZZA
Viel schöner wohl ist Lola ...
TURIDDU
Schweige, ich lieb' sie nicht!
SANTUZZA
Du liebst sie, du liebst sie,
ja, du Treuloser!
TURIDDU
O Santa!
SANTUZZA
Ja, jenes schlechte Weib
hat dich mir geraubt!
TURIDDU
Höre, Santuzza, reize mich nicht,
denn ich bin nicht dein Sklave.
Lass ab, mich zu quälen!
SANTUZZA
ängstlichTöte mich! Ich will es dir danken,
will dir verzeihen, will dir verzeihen,
dann sind zu Ende all meine Qualen,
all meine Qualen!
TURIDDU
Höre, Santuzza, reize mich nicht,
denn ich bin nicht dein Sklave.
Lass ab, mich zu quälen!
SANTUZZA
ängstlichTöte mich, ich will es dir danken,
will dir verzeihen, will dir verzeihen,
dann sind zu Ende all meine Qualen,
zu Ende all meine Qualen ...
bricht ab, da Lolas Stimme hörbar wirdTURIDDU
Lass mich, Santuzza!
Bin nicht dein Sklave.
Lass ab, lass ab, mich zu quälen ...
bricht abSECHSTER AUFTRITT
Die Vorigen, LolaNr. 7 - Lied der LolaLOLA
hinter der SzeneO süsse Lilie!
Zahllose Engel sah ich nachts erscheinen,
doch ach, so schön wie er, gewahrt' ich keinen.
sich näherndO süsse Lilie!
Viel tausend Sterne glänzen hoch am Himmel,
doch heller noch seh' ich sein Aug erstrahlen.
Ah, ah, ah!
O süsse Lilie! ...
tritt auf und unterbricht den GesangAh, Turiddu, ging Alfio hier vorüber?
TURIDDU
Ich kam soeben erst,
ich weiss es nicht!
LOLA
Er ist vielleicht noch bei dem Hufschmied.
Lange kann er nicht weilen.
ironischUnd Ihr, Ihr hört die Messe auf dem Platze?
TURIDDU
verlegenIch sprach hier mit Santuzza.
SANTUZZA
heftigJa, ich sagte ihm,
dass heute Ostern,
dass der Herr in jedes Herz sieht.
LOLA
Geht Ihr nicht in die Kirche?
SANTUZZA
raschNein, nein, das darf nur der,
mit Beziehungder frei sich weiss von Sünde.
LOLA:
stark, energischSo dank' ich dem Himmel,
geneigt zur Erde.
SANTUZZA
ironischO, das ist christlich,
bitterdas ist christlich, Lola!
TURIDDU
zu Lola, verlegenSo gehn wir, so gehn wir,
hier haben wir nichts zu schaffen.
LOLA
zu Turiddu, ironischO, bleibt doch bei ihr!
SANTUZZA
zu Turiddu, energischJa, bleibe, bleibe,
ich muss mit dir noch sprechen.
LOLA
stets ironischEuch beschütze der Himmel,
spöttischich geh' zur Kirche.
geht in die KircheSIEBENTER AUFTRITT
Santuzza, TuridduNr. 8 - Duett (Fortsetzung)TURIDDU
zornigNun, da siehst du, was du getan hast.
SANTUZZA
kaltDu hast's gewollt, wohlan, so sei's!
TURIDDU
aufbrausendHa, bei Gott!
SANTUZZA
Willst du mich töten?
TURIDDU
Nein!
entfernt sichSANTUZZA
ihn zurückhaltendTuriddu, so hör mich!
TURIDDU
Geh!
SANTUZZA
angstvollTuriddu, so hör mich!
TURIDDU
Geh!
SANTUZZA
Turiddu, so hör mich!
Nein, nein, Turiddu,
du kannst mich nicht treulos verlassen,
kannst nicht verstossen mich von dir.
TURIDDU
Wag's nicht, zu folgen,
SANTUZZA
Hör mich, Turiddu,
du kannst mich nicht
so treulos verlassen?!
TURIDDU
lass deine Klagen.
Gib endlich Raum, ich will in die Kirche!
SANTUZZA
Nein, nein, Turiddu!
Du kannst mich nicht treulos verlassen.
Nein, Turiddu, du kannst nicht verstossen mich von dir.
TURIDDU
Wag's nicht, zu folgen mir,
zu folgen mir.
SANTUZZA
Ach, deine Santa,
kannst du sie leiden sehn,
kannst du, Geliebter,
grausam verlassen
deine Santuzza?
TURIDDU
Lass mich zur Kirche!
Wag's nicht, zu folgen,
SANTUZZA
Nein, Turiddu,
hör meine Klage!
TURIDDU
lass deine Klagen,
lass deine Klagen!
SANTUZZA
flehend
O, Turiddu!
TURIDDU
Lass die Klagen!
SANTUZZA
Nein, Turiddu,
verweile noch!
TURIDDU
Geh!
SANTUZZA
Nein!
TURIDDU
Geh!
SANTUZZA
Turiddu!
TURIDDU
Geh!
SANTUZZA
Ah, nein Turiddu!
O verweile, sei nicht so grausam,
verstoss mich nicht!
TURIDDU
Lass mich zur Kirche,
lass die Klagen,
lass deine Klagen
und folg mir nicht!
Geh und wag's nicht, zu folgen,
lass deine Klagen!
schreiendgeh! geh! geh!
SANTUZZA
Nein! Nein! Nein!
flehendTuriddu, hör mich,
hör deine Santa,
kannst du mich verlassen?
TURIDDU
sich beherrschendGeh, lass dir sagen ...
SANTUZZA
Kannst du mich treulos verlassen?
TURIDDU
Geh!
Was nützt die Reue nach der Beschimpfung?
SANTUZZA
Kannst du so grausam
mich verlassen,
kannst du so mich leiden sehn?
TURIDDU
Geh!
SANTUZZA
Ach, deine Santa
kannst du leiden sehn? Ah!
TURIDDU
Geh! Lass deine Klagen! Geh! Ah!
SANTUZZA
verzweifeltAch, deine Santa,
kannst du sie leiden sehn? Ah!
TURIDDU
Wag's nicht, zu folgen,
lass deine Klagen! Geh!
SANTUZZA
mit höchster LeidenschaftNein, Turiddu,
du kannst mich nicht treulos verlassen.
Nein, Turiddu,
du kannst nicht mich verstossen von dir.
TURIDDU
Geh, lass deine Klagen,
lass deine Klagen,
wag es nicht, zu folgen mir,
zu folgen mir!
SANTUZZA
drohendHüte dich!
TURIDDU
äusserst starkVor deinem Zorn ist mir nicht bange!
wirft sie nieder und eilt in die KircheSANTUZZA
höchst zornig, fast gesprochenAuf dich die roten Ostern, Treuloser!
sinkt gebrochen niederACHTER AUFTRITT
Santuzza, AlfioAlfio tritt auf und begegnet SantuzzaNr. 9 - DuettSANTUZZA
Mut fassend, zu AlfioAh, Euch hat Gott hergesendet,
o Freund Alfio!
ALFIO
ruhigSagt, wie weit ist die Messe?
SANTUZZA
Wohl bald zu Ende.
mit BeziehungStatt mit Euch
weilt Lola dort mit Turiddu!
ALFIO
erstauntWas wollt Ihr damit sagen?
SANTUZZA
Dass, wenn Ihr Euch mühet,
in Wind und Regen
für sie zu sorgen,
Lola das Haupt Euch schmückt
mit böser Zierde!
ALFIO
Ah! Im Namen des Herrn,
Santa, was sagt Ihr?
SANTUZZA
Die Wahrheit!
Turiddu stahl mir all mein Glück und die Ehre,
und Euer Weib hat mir sein Herz geraubt,
in höchster LeidenschaftTuriddu, er stahl mir das Glück und die Ehre!
ALFIO
drohendWenn Ihr mich belogen,
fühlt meines Armes Schwere!
SANTUZZA
Fremd war meinem Herzen stets die Lüge,
Wahrheit nur sprach mein Mund!
Selbst schmachbedeckt, muss ich,
erfüllt von tiefem Schmerz
Euch Eure Schande nun enthüllen.
Weh mir Armen,
Turiddu, er stahl mir das Glück und die Ehre,
und Euer Weib hat mir sein Herz geraubt!
ALFIO
nach einer kleinen PauseDu armes Mädchen,
er zahlt dir's mit dem Leben!
SANTUZZA
Verruchte Tat,
dass ich Euch dies gesagt!
ALFIO
unterbrechendVerflucht sind beide!
Die Schuld wird nicht vergeben,
die Rache tagt,
noch eh' ein Stern erblinkt.
Die Schuld wird nicht vergeben!
SANTUZZA
Verruchte Tat!
ALFIO
Die Rache tagt,
noch eh' ein Stern erblinkt!
SANTUZZA
Verruchte Tat,
dass ich Euch dies gesagt!
ALFIO
heftigSein Blut will ich
in Strömen fliessen sehn!
In Hass verwandelt
meine Liebe sich!
SANTUZZA
Verruchte Tat,
dass ich Euch dies gesagt!
ALFIO
wütendVerflucht sind beide!
Die Schuld wird nicht vergeben,
die Rache tagt!
SANTUZZA
Verruchte Tat!
ALFIO
Die Rache tagt,
noch eh' ein Stern erblinkt!
Ja, die Rache tagt!
SANTUZZA
Verruchte Tat,
ja, verruchte Tat!
beide abNr. 10 - Intermezzo SinfonicoNEUNTER AUFTRITT
Lucia, Frauen, Männer, dann Lola, TuridduAlle kommen aus der Kirche. Lucia durchschreitet die Bühne und geht in ihr HausNr. 11 - Szene, Chor und TrinkliedMÄNNER
in Gruppen; halblaut untereinanderZum Herde des Hauses, ihr Freunde,
dort harren hold die Fraun
auf unser Kommen, geschwind!
Dass uns die Festlust
Herz und Sinn erheitern mag,
schnell zu Weib und zu Kind!
FRAUEN
in Gruppen; halblaut untereinanderZum Herde des Hauses, ihr Frauen,
dort harrt der Gatte schon
auf unser Kommen, o Glück!
Dass uns die Festlust
Herz und Sinn erfreuen mag,
schnell zum Herde zurück!
MÄNNER
Zum Herde des Hauses, ihr Freunde,
dort harren hold die Fraun
auf unser Kommen, geschwind!
FRAUEN
Zum Herde des Hauses, ihr Frauen,
dort harrt der Gatte schon
auf unser Kommen, geschwind!
Lola und Turiddu kommen aus der KircheTURIDDU
zu Lola, die sich entfernen willWie, Base Lola, Ihr geht vorüber,
ohne mich auch nur zu grüssen?
LOLA
Ich gehe nach Hause ...
Es erwartet mich Alfio.
TURIDDU
Seid ohne Sorgen,
er kommt hierher!
sich an die Landleute wendend, die abgehen wollenIhr Freunde, kommt und trinkt!
fröhlichDie Becher füllt mit Wein!
Alle nähern sich dem Tisch vor dem Wirtshaus und ergreifen die BecherTURIDDU
Schäumt der süsse Wein im Becher,
winkt der Liebe Preis dem Zecher,
dann erfüllt der Sorgenbrecher
uns mit Mut und wonn'ger Lust.
Hoch der Wein, in ihm ist Wahrheit,
er gibt unserm Geiste Klarheit,
zeiget uns des Lebens Narrheit
rosig verklärt im süssen Rausch!
FRAUEN, MÄNNER
Vivat!
TURIDDU
zu LolaEs lebe, was wir lieben!
trinkt FRAUEN, MÄNNER
Vivat!
LOLA
zu TuridduEs sei Euch Glück beschieden!
trinktFRAUEN, MÄNNER
Vivat!
TURIDDU
So trinkt!
FRAUEN, MÄNNER
Vivat!
So trinkt!
Man bringe frische Krüge!
LOLA, TURIDDU, FRAUEN, MÄNNER
So trinkt!
Man bringt uns frische Krüge!
FRAUEN,MÄNNER
Schäumt der süsse Wein im Becher,
winkt der Liebe Preis dem Zecher,
dann erfüllt der Sorgenbrecher
uns mit Mut und wonn'ger Lust.
Hoch der Wein, in ihm ist Wahrheit,
er gibt unserm Geiste Klarheit,
zeiget uns des Lebens Narrheit
rosig verklärt im süssen Rausch!
Hoch der Wein, hoch der Wein!
Vivat! Vivat!
So trinkt!
Hoch der Wein, hoch der Wein!
Es lebe hoch der Wein,
ja, hoch der Wein!
Alfio tritt aufZEHNTER AUFTRITT
Lola, Turiddu, Frauen, Männer, AlfioNr. 12 - FinaleALFIO
Seid mir alle gegrüsst!
FRAUEN, MÄNNER
Vetter Alfio, willkommen!
TURIDDU
Seid willkommen,
mit Euch lässt sich gut trinken.
füllt den BecherNehmt! Leeret den Becher!
ALFIO
weist den Becher zurückDanke!
Mag Euren Wein nicht geniessen,
denn er würde wie Gift mir
durch die Kehle fliessen!
TURIDDU
fast gesprochenWie's Euch beliebt!
schüttet den Wein ausLOLA
ängstlich, beiseiteO Gott, das Unglück naht!
EINIGE FRAUEN
stecken die Köpfe zusammen, nähern sich Lola und flüstern zu ihrFrau Base Lola,
wir wollen gehn von hier!
Alle Frauen führen Lola fortTURIDDU
Habt Ihr mir noch was zu sagen?
ALFIO
Ich? Nichts!
TURIDDU
Wohlan denn,
so steh' ich Euch zu Diensten.
ALFIO
Sogleich?
TURIDDU
Sogleich!
Sie umarmen sich. Turiddu beisst Alfio in das rechte OhrALFIO
Vetter Turiddu,
wir haben uns verstanden,
mit Beziehungund was geschehen muss,
mag nun geschehen!
TURIDDU
Ein Wort noch!
Ich weiss, ich bin im Unrecht.
Ich schwör' es Euch, dass ich es tief bereue,
und bin bereit, Euch meine Schuld zu zahlen.
Doch, wenn ich nicht mehr bin,
schmerzlichbliebe sie verlassen,
die arme Santa,
die sich mir ergeben,
bliebe sie verlassen,
die sich mir ergeben.
Ach, arme Santa!
leidenschaftlichDrum muss durchbohren
dieser Stahl dein Herz!
ALFIO
kaltSchon gut, das Schicksal wird entscheiden;
ich erwarte Euch draussen hinterm Garten.
geht mit den Männern abELFTER AUFTRITT
Turiddu, LuciaTURIDDU
ruftMutter!
Lucia tritt aufMutter, der Wein war allzu feurig, und leider
liess ich heut' zu sehr von ihm mich verleiten;
ich will deshalb ins Freie.
Doch vorher, Mutter, gebt mir Euren Segen,
wie einst Ihr tatet,
als ich fort ins Feld zog.
Und noch eins, Mutter, versprecht mir,
schmerzlichkehr' ich nicht wieder,
kehr' ich nicht wieder,
schützt die arme Santa,
seid ihr dann Mutter,
leidenschaftlichihr, der ich geschworen,
zum Altar sie zu führen.
Schützt, o liebe Mutter,
die arme Santa,
kehr' ich nicht wieder ...
LUCIA
Wie deut' ich diese Worte,
mein lieber Sohn?
TURIDDU
leichtO, Mutter, 's ist nichts,
der Wein hat mich verwirrt!
Für mich, ach, fleht zum Höchsten!
Einen Kuss noch, teure Mutter,
ach, einen Kuss noch, o teure Mutter!
Lebt wohl! O, lebet wohl,
schützet die arme Santa,
lebt wohl, Mutter, lebt wohl!
bricht ab und flieht verzweiflungsvollLUCIA
Turiddu! Was will er sagen?
geht in den Hintergrund und ruft ängstlichTuriddu! Turiddu! Ah!
ZWÖLFTER AUFTRITT
Lucia, Santuzza, Frauen, MännerSantuzza tritt aufLUCIA
Santuzza!
SANTUZZA
O teure Mutter!
umschlingt LuciaDie Bühne belebt sich. Die Aufregung malt sich in den Gesichtern aller, die einander ängstlich anblicken; man hört von fern GemurmelEINE FRAU
schreit in ziemlicher EntfernungTuriddu ward erschlagen!
Man hört in der Nähe verworrenen Lärm. Die Frauen eilen ängstlich hereinEINE ANDERE FRAU
schreit voll EntsetzenTuriddu ist tot!
Alle stürzen vorwärtsSANTUZZA, LUCIA
schreiendAh!
FRAUEN, MÄNNER
erschrockenAh!
Santuzza fällt ohnmächtig nieder. Lucia wankt und wird von den Frauen gestützt. Alle bleiben entsetzt stehen.