Libretto/Lyrics/Text/Testo:
ARABELLA
ist von rechts eingetreten, in Hut, Schleier und Pelzjacke, hinter ihr die Begleiterin
Ich danke, Fräulein. Holen Sie mich morgen um die gleiche Zeit,
für heute brauch ich sie nicht mehr. Adieu.
Begleiterin geht ab
ARABELLA
legt den Hut und die Jacke ab. Sie sieht die Rosen, die auf einem Guéridon stehen
Die schönen Rosen! Hat die ein Husar gebracht?
Sie nimmt die Rosen
ZDENKA
Wie? ein Husar?
ARABELLA
Der Leibhusar von einem fremden Reisenden!
ZDENKA
Nein. Sie sind von Matteo.
Arabella legt die Rosen schnell weg - Zdenka tut sie wieder in die Vase
ZDENKA
sanft
So gehst du mit seinen Blumen um!
Und trotzdem bringt er neue jeden Tag.
ARABELLA
kurz
Ah, lass ! - Und dort das andere Bukett?
ZDENKA
Vom Elemer.
Und da Parfum vom Dominik, und Spitzen
vom Lamoral.
ARABELLA
spöttisch
Die drei! Verlumpen Geld zu dritt, verlieben sich zu dritt ins gleiche Mädel -
am End verloben sie sich auch noch alle drei mit mir!
ZDENKA
Nichts wert sind sie - und etwas wert ist nur der eine - d e r!
Sie hält ihr Matteos Rosen entgegen
ARABELLA
Ah, lass! Die drei sind lustiger und haben mehr in sich.
ZDENKA
vorwurfsvoll
Kannst du das sagen! Mehr in sich als der Matteo!
Er liebt dich doch aus seiner ganzen Seele,
aus seinem ganzen Herzen -
ARABELLA
spöttisch
und aus allen seinen Kräften!
Nur sind die Kräfte halt nicht gross!
ZDENKA
heftig
Versündig dich nur nicht! Du hast ihn lieb gehabt!
ARABELLA
Vielleicht !
Gehabt! So ists vorbei: du sagst es selbst.
ZDENKA
Gib acht dass er dich das aussprechen hört!
Es wär sein Tod.
ARABELLA
leichthin
Mannsbilder sterben nicht so schnell!
ZDENKA
heftiger
Es wär sein Tod! anbeten tut er dich!
ARABELLA
sieht sie an
Zdenkerl, du hast schon ganz den exaltierten Ton von der Mama!
Pass auf auf dich!
ZDENKA
Weils mir das Herz umdreht, wie ich ihn leiden seh!
ARABELLA
ohne sie anzusehen
Bist du verliebt in ihn?
ZDENKA
stampft auf
Sein Freund bin ich!
Sein einziger Freund auf dieser Welt!
ARABELLA
sieht sie wieder aufmerksam an
Zdenkerl, in dir steckt was Gefährliches seit letzter Zeit.
Mir scheint, Zeit wärs, dass du ein Mädel wirst
vor aller Welt und dass die Maskerad ein End hat.
ZDENKA
Ich bleib ein Bub bis an mein End. Ich will nicht eine Frau sein -
so eine wie du bist. Stolz und coquett, und kalt dabei!
ARABELLA
Du, du! Mir scheint es ist sogar die höchste Zeit!
ZDENKA
heftig
Zeit wärs dass du das einzige Herz, das deiner wert ist,
nicht unter deine Füsse trittst!
ARABELLA
sehr ernst
Er ist der Richtige nicht für mich!
Er ist kein ganzer Mann. Ich könnt mich halt vor ihm nicht fürchten.
Wer das nicht ist, der hat bei mir verspielt!
ZDENKA
Wie eine Hexe redest du!
ARABELLA
sie hat sich gesetzt
Ich red im Ernst, ich red die Wahrheit jetzt zu dir!
Ich kann ja nicht dafür, dass ich so bin.
Ein Mann wird mir gar schnell recht viel
und wieder schnell ist er schon gar nichts mehr für mich!
Da drin im Kopf geschiehts, und schnell, ich weiss nicht wie!
Es fangt zu fragen an, und auf die Fragen
find ich die Antwort nicht, bei Tag und nicht bei Nacht.
Ganz ohne meinen Willen dreht sich dann mein Herz
und dreht sich los von ihm. Ich kann ja nichts dafür -
aber der Richtige - wenn's einen gibt für mich auf dieser Welt -
der wird auf einmal dastehen, da vor mir
und wird mich anschaun und ich ihn
und keine Zweifel werden sein und keine Fragen
und selig werd ich sein und ihm gehorsam wie ein Kind.
ZDENKA
nach einer kleinen Pause, sie liebevoll ansehend
Ich weiss nicht wie du bist, ich weiss nicht ob du Recht hast -
dazu hab ich dich viel zu lieb! Ich will nur dass du glücklich wirst -
mit einem der's verdient! und helfen will ich dir dazu.
Noch inniger, mehr für sich, und zugleich mit Arabella
So hat ja die Prophetin es gesehn:
sie ganz im Licht und ich hinab ins Dunkel.
Sie ist so schön und lieb, - ich werde gehn
und noch im Gehn werd ich dich segnen, meine Schwester.
ARABELLA
für sich und zugleich mit Zdenka
Der Richtige, wenn's einen gibt für mich,
der wird mich anschaun und ich ihn
und keine Zweifel werden sein und keine Fragen,
und selig werd ich sein und ihm gehorsam wie ein Kind!
Man hört die Glöckchen eines Schlittens
ZDENKA
Das ist der Schlitten vom Elemer. Ich kenn die Schellen.
ARABELLA
wieder ganz leicht und munter
Und hinter ihm kommt dann der Dominik gefahren
und hinter dem der Lamoral. So treiben sie's.
Und ich - ich treib's halt mit - weil halt nur einmal Fasching ist.
ZDENKA
Nein: heute kommt der Elemer allein.
Das ist so zwischen ihnen abgemacht.
Freust du dich? Nein! Er kann der Richtige nicht sein!
Nein, nein, das darf nicht sein!
ARABELLA
Ich weiss ja nicht!
Ein Mann, das ist er wohl. Vielleicht zu viel ein Mann.
Ein wilder zorniger Mann - kann sein, ich muss ihn nehmen!
Sie steht nachdenklich
ZDENKA
Mein Gott, dann bringt sich der Matteo um -
visionär
Ich klopf an seine Tür, er gibt nicht Antwort.
Ich werf mich über ihn - ich küss zum ersten Mal
seine eiskalten Lippen! dann ist alles aus.
ARABELLA
für sich, ohne auf Zdenka zu achten
Kann sein, ich muss. Es wird mir schon ein Zeichen kommen!
Heut abend ist der Fasching aus. Heut abend muss ich mich entscheiden.
Zdenkerl, was schaust du denn so traurig drein?
Ich weiss ja doch., die Eltern zittern drauf
mich los zu sein. Und ich, ich kann doch nicht
wenn mich nicht alles stosst und drängt und hinwirft zu dem einen!
Siehst du - da war ein fremder Mensch heut vormittag -
sie geht gegen das Fenster
wie ich hier aus dem Haus gegangen bin,
dort drüben war er, an der Ecke, gross, in einem Reisepelz,
und hinter ihm ein Leibhusar - ein Fremder halt
aus Ungarn oder aus der Wallachei…
Der hat mich angeschaut mit grossen ernsten festen Augen,
dann hat er was gesagt zu seinem Diener.
Ich hätt geschworen drauf, dass er mir Blumen schickt.
Blumen von dem, das wäre heute mehr für mich als alles!
Die täte ich mir in mein Zimmer nehmen
und wenn ich heimkäm in der Nacht vom Ball
fänd ich sie wieder, und ich liess sie nicht verblühn -
als bis er selber käme! Lass mich nur
das sind so Phantasien -
schau mich doch nicht so ängstlich an!
ZDENKA
reisst die Rosen von Matteo aus der Vase, hält sie ihr leidenschaftlich hin
Nimm die! sie kommen von dem treuesten Menschen auf der Welt!
Nimm sie zu dir, ganz nah zu dir, nimm keine anderen als die!
Ich fühls: dein und mein Schicksal hängt daran!
Die Glöckchen des Schlittens stärker
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