Wie stark du bist! dich haben die jungfräulichen Nächte stark gemacht. Überall ist so viel Kraft in dir! Sehnen hast du wie ein Füllen. Schlank sind deine Füsse. Wie schlank und biegsam leicht umschling ich sie deine Hüften sind! Du windest dich durch jeden Spalt, du hebst dich durch's Fenster! Lass mich deine Arme fühlen: wie kühl und stark sie sind! Wie du mich abwehrst, fühl' ich, was das für Arme sind. Du könntest erdrükken, was du an dich ziehst. Du könntest mich, oder einen Mann in deinen Armen erstikken, Überall ist so viel Kraft in dir! Sie strömt wie kühles verhaltnes Wasser aus dem Fels. Sie flutet mit deinen Haaren auf die starken Schultern herab. Ich spüre durch die Kühle deiner Haut das warme Blut hindurch, mit meiner Wange spür ich den Flaum auf deinen jungen Armen. Du bist voller Kraft, du bist schön, du bist wie eine Frucht an der Reife Tag.
Nein: ich halte dich! Mit meinen traurigen verdorrten Armen umschling ich deinen Leib, wie du dich sträubst, ziehst du den Knoten nur noch fester, ranken will ich mich rings um dich versenken meine Wurzeln in dich und mit meinem Willen dir impfen das Blut!
Nein! Ich lass dich nicht.
Von jetzt an will ich deine Schwester sein, so wie ich niemals deine Schwester war! Getreu will ich mit dir in deiner Kammer sitzen und warten auf den Bräutigam, für ihn will ich dich salben und ins duftige Bad sollst du mir tauchen wie der junge Schwan und deinen Kopf an meiner Brust verbergen bevor er dich, die durch die Schleier glüht wie eine Fakkel, in das Hochzeitsbett mit starken Armen zieht.
O ja! weit mehr als Schwester bin ich dir von diesem Tage an: ich diene dir wie deine Sklavin. Wenn du liegst in Weh'n, sitz ich an deinem Bette Tag und Nacht, wehr' dir die Fliegen, schöpfe kühles Wasser, und wenn auf einmal auf dem nackten Schoss dir ein Lebendiges liegt, erschreckend fast, so heb' ich's empor, so hoch! damit sein Lächeln hoch von oben in die tiefsten geheimsten Klüfte deiner Seele fällt und dort das letzte, eisig Grässliche vor dieser Sonne schmilzt und du's in hellen Tränen ausweinen kannst.
Dein Mund ist schön, wenn er sich einmal auftut um zu zürnen! Aus deinem reinen starken Mund muss furchtbar ein Schrei hervorsprüh'n, furchtbar wie der Schrei der Todesgöttin, wenn man unter dir so daliegt, wie nun ich. Denn eh du diesem Haus und mir entkommst, musst du es tun! Dir führt kein Weg hinaus als der. Ich lass' dich nicht, eh du mir Mund auf Mund es zugeschworen, dass du es tun wirst. Schwör', du kommst heut Nacht, wenn alles still ist, an den Fuss der Treppe. Elektra hält sie am Gewand: Mädchen, sträub' dich nicht! es bleibt kein Tropfen Blut am Leibe haften: schnell schlüpfst du aus dem blutigen Gewand mit reinem Leib ins hochzeitliche Hemd.
Sei nicht zu feige! Was du jetzt an Schaudern überwindest, wird vergolten mit Wonneschaudern Nacht für Nacht -- Sag, dass du kommen wirst! Sieh, ich lieg' vor dir, ich küsse deine Füsse!