ISOLDE Den hab ich wohl vernommen, kein Wort, das mir entging. Erfuhrest du meine Schmach, nun höre, was sie mir schuf. Wie lachend sie mir Lieder singen, wohl könnt' auch ich erwidern von einem Kahn, der klein und arm an Irlands Küste schwamm, darinnen krank ein siecher Mann elend im Sterben lag. Isoldes Kunst ward ihm bekannt; mit Heilsalben und Balsamsaft der Wunde, die ihn plagte, getreulich pflag sie da. Der »Tantris« mit sorgender List sich nannte, als Tristan Isold' ihn bald erkannte, da in des Müss'gen Schwerte eine Scharte sie gewahrte, darin genau sich fügt' ein Splitter, den einst im Haupt des Iren-Ritter, zum Hohn ihr heimgesandt, mit kund'ger Hand sie fand. Da schrie's mir auf aus tiefstem Grund! Mit dem hellen Schwert ich vor ihm stund, an ihm, dem Überfrechen, Herrn Morolds Tod zu rächen. Von seinem Lager blickt' er her --- nicht auf das Schwert, nicht auf die Hand --- er sah mir in die Augen. Seines Elendes jammerte mich! --- Das Schwert --- ich liess es fallen! Die Morold schlug, die Wunde, sie heilt' ich, dass er gesunde und heim nach Hause kehre, mit dem Blick mich nicht mehr beschwere!
BRANGÄNE O Wunder! Wo hatt' ich die Augen? Der Gast, den einst ich pflegen half?
ISOLDE Sein Lob hörtest du eben: »Hei! Unser Held Tristan« --- der war jener traur'ge Mann. Er schwur mit tausend Eiden mir ew'gen Dank und Treue! Nun hör, wie ein Held Eide hält! Den als Tantris unerkannt ich entlassen, als Tristan kehrt' er kühn zurück; auf stolzem Schiff, von hohem Bord, Irlands Erbin begehrt' er zur Eh' für Kornwalls müden König, für Marke, seinen Ohm. Da Morold lebte, wer hätt' es gewagt uns je solche Schmach zu bieten? Für der zinspflicht'gen Kornen Fürsten um Irlands Krone zu werben! Ach, wehe mir! Ich ja war's, die heimlich selbst die Schmach sich schuf! Das rächende Schwert, statt es zu schwingen, machtlos liess ich's fallen! Nun dien' ich dem Vasallen!
BRANGÄNE Da Friede, Sühn' und Freundschaft von allen ward beschworen, wir freuten uns all' des Tags; wie ahnte mir da, dass dir es Kummer schüf'?
ISOLDE O blinde Augen, blöde Herzen! Zahmer Mut, verzagtes Schweigen! Wie anders prahlte Tristan aus, was ich verschlossen hielt! Die schweigend ihm das Leben gab, vor Feindes Rache ihn schweigend barg; was stumm ihr Schutz zum Heil ihm schuf --- mit ihr gab er es preis! Wie siegprangend heil und hehr, laut und hell wies er auf mich: »Das wär ein Schatz, mein Herr und Ohm; wie dünkt Euch die zur Eh'? Die schmucke Irin hol' ich her; mit Steg' und Wegen wohlbekannt, ein Wink, ich flieg' nach Irenland: Isolde, die ist Euer! Mir lacht das Abenteuer!« Fluch dir, Verruchter! Fluch deinem Haupt! Rache! Tod! Tod uns beiden!